Six Monkey - Zum Erfolg verurteilt?

 

 

Wie wir bereits in unserer letzten Wochenausgabe erwähnten, gab es bereits vor dem Brudeli Leanster einen schräglagentauglichen Threewheeler. Konstruiert wurde dieser bei Six Monkeys, einer Ideen- und Tuningschmiede, hinter der Steffen Hoffmann steckt. Zwar beschäftigt sich der Freudenberger Diplom-Ingenieur für seinen Broterwerb mit gänzlich anderen Projekten. Dennoch hinterlassen seine Konstruktionen und Tunings im Motorradbereich keinesfalls den Eindruck von "nebenbei gebastelt".

 

   

 

Nun ist die Überlegung, Einspurfahrzeuge mit zwei Vorderrädern sicherer zu machen, so neu nicht. Doch von Gedankenspielen bis zur Realisation ist der Weg weit, zumal wenn man gewisse Anforderungen an das fertige Objekt stellt. Für Hoffmann gab es primär drei Vorgaben. Erstens musste das Dreirad in puncto Fahrdynamik einem Motorrad ebenbürtig sein. Woraus sich zwangsläufig "zweitens" ergab: Die Vorderachs-Kinematik durfte kein im Fahrbetrieb spürbares Losbrechmoment aufweisen. Und drittens sollte die Konstruktion strikt jeweils parallel zueinander angeordnete Streben aufweisen.   Für seinen Versuchsträger wählte Hoffmann die Kawasaki ZX-9R. Ein kluger Entschluss, wie wir nach Probefahrten mit seinem Trimo und dem Brudeli Leanster konstatieren müssen. Der Vierzylinder hängt ab niedrigsten Drehzahlen sauber und ohne jedes Ruckeln am Gas und erlaubt damit dem Umsteiger von der Solomaschiene, sich gänzlich auf das etwas andersartige Fahrverhalten und die Linienwahl zu konzentrieren, die der breite Vorderbau erfordert. Überdies bietet die Kawasaki genug Leistung, um Möglichkeiten und Grenzen eines derartigen Konzeptes auszuloten.   Schon in der Frühphase des Projektes stellte sich heraus, dass eine Spurbreite von einem Meter einen günstigen Kompromiss darstellt. Brudeli arbeitet mit 1130 mm, Scooter wie der Piaggio MP3 mit deutlich geringeren Spurbreiten um 43 mm. Hoffmann: "Würde man bei meiner Konstruktion noch schmaler bauen, hätte man als Vorteil geringere Hebelkräfte. Allerdings würden die Bauteile aneinander stoßen." Auch im Radstand ist das Trimo mit 1455 mm (Leanster 1510 mm) etwas kompakter gehalten. Für den Vorderradnachlauf orientiert sich Six Monkeys mit 97 mm an den bei Sportmotorrädern gängigen Werten.

 

 

Soweit die Theorie. Beim Umstieg vom Leanster fällt sofort auf, dass sich das Trimo fast so willig in Kurven abwinkeln lässt wie eine moderne Solomaschine. Die am norwegischen Threewheeler störende Trägheit beim Schräglagenwechsel ist dem Dreirad Hoffmanns schlichtweg fremd. Dadurch wirkt es nicht nur wendiger, sondern erleichtert Solofahrern auch den Umstieg. Dabei geht die Kurvenagilität keineswegs zu Lasten des Geradeauslaufs: Wie dem Leanster ist dem Trimo Pendeln und Zappeln auch bei höherem Tempo fremd.

Doch obwohl sein Trimo dem bereits in der Serienfertigung befindlichen Leanster in wesentlichen Belangen klar überlegen ist, wird Hoffmann das Projekt nicht weiter verfolgen. Während Scooterfahrer Dreiräder wie den MP3 akzeptieren, dürfte ein Motordreirad bei den meisten Bikern eher auf Skepsis respektive Ablehnung stoßen. Zumindest ist die Zielgruppe zu klein, um für Hoffmann den noch nötigen Entwicklungsaufwand bis zur Serienreife samt der für eine Zulassung notwendigen technischen Prüfungen zu rechtfertigen. Eigentlich schade, denn von der Umsetzung der Idee her sollte einem Fahrzeugkonzept wie dem Trimo Erfolg beschieden sein. Zumindest, wenn auf dem Tank die Embleme eines der maßgeblichen Motorradhersteller kleben würden. Doch dürften sich die - selbst wenn sie überhaupt an einem solchen Fahrzeug Interesse hätten - schwer tun, eine nicht aus ihren eigenen Entwicklungsabteilungen stammende Konstruktion zu adaptieren.

Kontakt: http://www.sixmonkeys.de

AK 24/09

Internetmagazin Gespann-News, Ausgabe 24/09
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Original-Artikel: http://www.gespann-news.de/newsmototrike/6monkeys/index.html